Hier geht es zum Artikel in den Ruhr Nachrichten.
Die sogenannte Rente mit 63 benachteiligt Frauen und Menschen in strukturschwächeren Regionen. Dies zeigt die Auswertung der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, die eine Bilanz nach den ersten 18 Monaten zieht.
Seit Einführung der Rente mit 63 im Juli 2014 wurden bei der westfälischen Rentenversicherung mehr als 20.000 Anträge gestellt. Doch nur weniger als ein Fünftel aller Anträge wurde von Frauen eingereicht. In Westfalen ist die Kluft zwischen Männern und Frauen noch größer als im Bundesdurchschnitt. Damit zeigt sich umso deutlicher: Die Rente mit 63 ist eine Männerrente. Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit zur Kindererziehung oder Pflege unterbrachen, erfüllen die Voraussetzung von 45 Beitragsjahren weitaus seltener und können somit nicht abschlagsfrei in Rente gehen. Die ohnehin viel zu große Rentenlücke zwischen Männern und Frauen wird auf diese Weise noch vergrößert.
Gleiches gilt für Menschen in strukturschwächeren Kreisen und Städten. Im regionalen Vergleich zeigt sich, dass in ländlichen Regionen deutlich mehr Menschen einen Antrag auf Rente mit 63 stellten als in vom Strukturwandel betroffenen Städten wie Dortmund. Während beispielsweise in Minden-Lübbecke und Herford die abschlagsfreie Rente mit 63 weit mehr als ein Viertel aller Rentenanträge ausmacht, sind es in Dortmund nicht einmal ein Sechstel. Damit beantragten Menschen in diesen Städten gerade einmal halb so oft die Rente mit 63 wie in strukturstarken Kreisen.
In Westfalen zeigt sich noch deutlicher als im Bundesdurchschnitt: Die Rente mit 63 ist ungerecht. Menschen, die in strukturschwachen Regionen eher von Arbeitslosigkeiten bedroht sind oder Frauen, die seltener durchgehende Erwerbsbiographien aufweisen können, werden erheblich benachteiligt. Gleiches gilt für Versicherte, die aufgrund beruflicher Belastungen nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeiten können und eine Erwerbsminderungsrente in Anspruch nehmen müssen. Sie können von der Regelung ebenso wenig profitieren. Vielmehr kommt die Rente mit 63 Menschen zugute, die über höhere Rentenansprüche verfügen.
Wir verwenden Cookies auf der Website. Welche das sind und zu welchem Zweck, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.